KITE II
Basierend auf den Ergebnissen des Pilotprojekts KITE 1 wird nun unter derselben Zielsetzung die Umsetzung einer entsprechenden Anwendung angegangen. Dabei wird besonders auf eine gender- und diversitätssensible Umsetzung geachtet, denn: KI-Technologien sind nicht neutral und führen – wie sowohl wissenschaftlich als auch zunehmend öffentlich kritisiert – oftmals zu Verzerrungen und Diskriminierungen. Es können drei Ebenen unterschieden werden, auf denen diese Biases auftreten können: Biases in den Daten zum Training von KI-Anwendungen, Biases in den Algorithmen selbst und Biases im Kontext der Nutzung. Im Sinne des Gemeinwohls muss KI fair und diskriminierungsfrei sein - deshalb ist eine feministische Perspektive, die es darauf anlegt, gesellschaftliche Prozesse intersektional zu analysieren und macht- und hierarchiefrei zu gestalten, bei allen Digitalisierungsprozessen unerlässlich.
Die im KITE-Projekt zu entwickelnde KI-gestützte Anwendung soll Gründerinnen dabei unterstützen, resilienter im Umgang mit diskriminierenden Erfahrungen im Gründungsprozess zu werden – z.B. durch Vorbereitung auf schwierige Situationen. Dabei soll ein innovatives Verfahren entwickelt werden: Die zugrundeliegenden Algorithmen der Mustererkennung sollen nicht nur diskriminierungsfrei sein, sondern gerade Diskriminierung aufspüren können. Hierzu werden die bei der Nutzung der Anwendung generierten Daten – z.B. Antwortauswahl, Reaktionszeiten, Formulierungen, Informationssuche, Bewertung der Situation etc. – verwendet, um die Gründerinnen besonders wirksam für diskriminierende Strukturen zu sensibilisieren und damit ihre Resilienz zu steigern.
In den Workshops des Pilotprojektes wurden wichtige Leitplanken herausgearbeitet: Die Nutzung wird stark inhaltsgetrieben und wenig zufällig stattfinden. Um Lernphasen in den Alltag integrieren zu können, müssen Zugänge einfach (z.B. für Nutzung unterwegs) und die einzelnen Sequenzen kurz und realitätsnah (v.a. Schlüsselsituationen im Gründungsgeschehen) sein. Inhaltlich soll die Anwendung an den erfolgreichen analogen Formaten von Gründerinnenveranstaltungen orientiert sein und zugleich spielerisches Lernen ermöglichen. Dazu wurden in der Pilotphase zwei Ideen entwickelt: die Visual Novel und das interaktive Storytelling.
In diesem Folgeantrag geht es aufbauend um die konkrete Entwicklung und Umsetzung der in der Pilotphase entwickelten Ideen. Deshalb leitet die Hochschule Heilbronn als zukünftige Projektträgerin den Prozess der Softwareentwicklung und Implementierung. Die bundesweite gründerinnengentur begleitet mit einem Beirat die Entwicklung der Anwendung auch weiterhin und ist in die Projektabläufe eingebunden.
Herangehensweise und Planung
Das Vorgehen bei KITE basiert auf der von Marsden und Kolleg*innen entwickelten Vorgehensweise eines partizipativen, iterativen Technikentwicklungsprozesses.
Basis ist ein iteratives Vorgehen in vier Phasen: Zunächst geht es darum, den Nutzungskontext zu verstehen und festzulegen, dann werden Anforderungen spezifiziert, auf dieser Basis wird eine Lösung entworfen und diese Lösung wird dann evaluiert.
Im Sinne einer iterativen und agilen Herangehensweise ergeben sich Struktur und Steuerung des Projekts somit nicht aus einer Abfolge vorab definierter Arbeiten, sondern bieten die Möglichkeit der inhaltlichen Präzisierung im Laufe des Prozesses – ein wichtiger Faktor, da im Kontext innovativer KI-Anwendungen der Nutzen für die Akteur*innen nicht immer zu Beginn fassbar ist und so eine Schärfung der Themen in Iterationen und ein kontinuierlicher Lern- und Reflexionsprozess wichtig ist.